Internet dreht sich nicht nur ums Surfen und um E-Mails
Das Internet ist ein Informationsmedium mit vielen Gesichtern und hat neue Wege geschaffen, um Inhalte bekannt zu machen und zu verbreiten. Einerseits hat es die Möglichkeiten des so genannten Pull-Modells – des Nachfragesogs – erweitert, bei dem der Nutzer versendete Inhalte sucht und ansieht. Andererseits hat es das Push-Modell – den Angebotsdruck – in die Welt der elektronischen Kommunikation eingeführt, bei dem mit Methoden geworben wird, die dem Prospekt im Briefkasten entsprechen.
- Pull-Modell (Nachfragesog): In diesem Modell ergreift der Verbraucher die Initiative: Er oder sein System müssen die Information beim Bereitsteller des Inhalts abrufen. Zu den Internettechniken gehören neben dem Surfen das Versenden, die Dateiübertragung und Peer-to-Peer-Protokolle wie Kazaa, Limewire usw.
- Push-Modell (Angebotsdruck): In diesem Modell geht die Initiative vom Bereitsteller des Inhalts aus und der Verbraucher muss nur sein System öffnen, um automatisch Inhalte zu empfangen. Zu den Internettechniken gehören E-Mails und automatische Software-Upgrades. Sie umfassen jedoch auch parasitische Techniken, die Inhalte verbreiten, indem sie sich an echte Pull- oder Push-Kommunikation anhängen, wie beispielsweise Trojaner, Spam, Spyware und andere Malware (schädliche Software), die während des Surfens, bei einer Peer-to-Peer-Kommunikation oder mithilfe einer E-Mail importiert werden.
Beide Modelle werden genutzt und Bereitsteller von Inhalten mit weniger Rücksicht auf den Verbraucher erkunden laufend neue Methoden. Online-Pornografie ist das rentabelste Geschäft im Internet geworden. Im letzten Jahr wurden mit ihr 2,5 Milliarden US-Dollar verdient. Die Cyberpornografie-Industrie braucht kein Venturekapital und es fehlt ihr nicht an risikofreudigen Unternehmern. Sie entwickelt neue Technologien nach eigenen Regeln und nutzt dazu ihr selbstverdientes Geld.
In der Vergangenheit gehörten Nacktfotos zu den allerersten Fotografien, die je gemacht wurden, die mittelprächtigen Verkäufe von VCR-Videos erlebten einen Höhenflug, nachdem Videos für Erwachsene auf den Markt kamen, und Pornohändler machten 0900-Telefonnummern und Bezahlfernsehen in Hotelzimmern beliebt. In die neue Informationsgesellschaft führten sie Videostreaming, Abonnemente auf Gebührenbasis, Pop-up-Werbung, elektronische Rechnungen, Micropayments (Zahlung von Kleinbeträgen) und E-Mailings an breite Bevölkerungsschichten ein. Ihre Nutzung der Technologie hat sogar das Online-Geschäftsgebaren von Branchenriesen geändert. So hat sich beispielsweise Yahoo ihre Abonnements auf Gebührenbasis zu Eigen gemacht, Microsoft MSN hat ihr Videostreaming übernommen, Amazon.com verwendet ihr Partnermarketing und Pop-ups usw.
Cyberpornografie-Unternehmer erobern jetzt neue Bereiche, darunter drahtlose Dienste, Digital Rights Management (digitale Rechteverwaltung) und Geo-Location-Software. Zum Beispiel zaubert die Vivid Entertainement Group, der größte Produzent für Erwachsenenfilme weltweit, elektronische Zahlungssysteme aus dem Ärmel, die Verbrauchern gestatten, legal ganze Filme herunterzuladen und sie auf DVDs zu speichern. XTCMobile versendet Porno-Videoclips von wenigen Minuten Länge auf Mobiltelefone. Solche Pioniere experimentieren vielleicht schon bald mit neuen Methoden, wie Filter gegen Spam oder zum Schutz von Kindern und Jugendlichen umgangen werden könnten.
Pornografie ist allerdings bei weitem nicht die einzige Bedrohung für Kinder. Das Programm „Safer Internet“ deckt ein viel breiteres Spektrum anderer Gebiete illegaler und schädigender Inhalte sowie Besorgnis erregender Verhaltensweisen ab, darunter Rassismus und Gewalt.
Das Programm „Safer Internet“ ist zu einem Kampf gegen Giganten geworden. Die Pornoindustrie allein wird von TopTenReviews Inc auf 57 Milliarden US-Dollar weltweit geschätzt und übertrifft damit die kumulierten Erlöse in Höhe von 6,2 Milliarden US-Dollar der größten US-amerikanischen Fernsehsender ABC, CBS und NBC. Die gesamte Sicherheitsindustrie, inbegriffen die Unternehmensschutzbranche, wird von Gartner auf eine Marktgröße von 6,3 Milliarden US-Dollar geschätzt. Sie steht damit vor einer großen Herausforderung, wenn sie die immer raffinierteren Bereitsteller von Inhalten schlagen möchte.